Interview mit der Leiterin Rechtsdienst Christina Scheidegger

Seit über einem Jahr ist Christina Scheidegger unsere neue Rechtsdienst-Chefin: Was treibt sie an? Wie ist sie privat? Und was bringt die vielleicht ausgeglichenste Person der Coop Rechtsschutz auf die Palme?

Interview mit der Leiterin Rechtsdienst Christina Scheidegger

Christina Scheidegger wurde am 3. Oktober 1987 geboren. Nach der Matur studierte sie Jura und arbeitete nebenbei im Supportteam einer Coop-Verteilzentrale und für kurze Zeit im Kundendienst von C&A. Ihr erstes Praktikum als Juristin absolvierte sie 2012 bei der Coop Rechtsschutz in Aarau, ihr zweites beim Zentralen Personaldienst in Basel. Nach einem Abstecher ans Obergericht Aarau kam Christina 2014 zurück zur Coop Rechtsschutz – als Generalistin im Rechtsdienst mit Affinität Sozial- und Arbeitsrecht. 2018 übernahm sie in Co-Leitung ein Generalistenteam. 2020 wurde sie stellvertretende Leiterin Rechtsdienst. Seit 2023 ist sie Leiterin Rechtsdienst.

Christina lebt mit ihrem Ehemann und ihren Kindern im Baselland. Ausserdem engagiert sie sich im Sportverein Niederdorf: Sie leitete lange die Mädchenriege, bestritt Wettkämpfe im Team-Aerobic (diverse kantonale Meistertitel und Podestplätze an Schweizer Meisterschaften) und ist auch heute noch im Jugend- und Sportverein Niederdorf als Präsidentin und Leiterin aktiv.

Christina, wir spazieren Richtung Schachen-Quartier, warum? 

Du hast mich um einen Lieblingsortgebeten: Der Schachen war die erste Ecke, die ich in Aarau kennenlernte. In der Sporthalle  fand während zehn Jahren die Schweizer Meisterschaften im Team-Aerobic statt.

Aerobic? Bist Du die Schweizer Antwort auf Jane Fonda?

(Lacht) Team-Aerobic hat wenig zu tun mit dem Zappeln in Stulpen vor dem Spiegel, wie man es aus den Achtzigern kennt. Es ist viel mehr die Verbindung von Akrobatik, Kraft, Gleichgewicht, Technik und Synchronität. Ich hab’s geliebt! 2018 zog ich mich vom aktiven Wettkampf zurück.

Vermisst Du’s?

Wenn ich bei einem Wettkampf zusehe, werde ich schon wehmütig…Ach, ich vermisse es tatsächlich so sehr, dass ich mich für ein «Team 35+» überreden liess: Wir wollen 2025 am Eidgenössischen Turnfest in Lausanne teilnehmen. Ich sollte dringend anfangen, Musik zu suchen, eine Choreo einszustudieren und Kondition zu büffeln.

Pendelst Du mit dem Auto oder mit dem Zug?

Früher meistens mit dem Zug, im Moment eher mit dem Auto. Sicher auch aus Bequemlichkeit, aber vor allem, weil ich mit dem Auto flexibler bin, was die Kinder und die Kita betrifft.

Was machst Du auf dem Arbeitsweg?
Ich versuche zu entspannen, höre gerne Podcasts, zum Beispiel Zivadiliring: Drei Frauen unterhalten sich übers Leben, süffig, unterhaltsam.

Wie alt sind Deine Kinder jetzt?

Mein Sohn ist fünf, meine Tochter drei.

Wie organisiert Ihr Euch?

Beide arbeiten 80 Prozent, die Kinder sind zwei Tage in der Kita, und sie haben super Grosseltern, die nahe wohnen und helfen,  wo sie können. Ich muss schon sagen: Wenn mein Mann daheim nicht so viel übernehmen würde, könnte ich meinen Job nicht  machen. Und es hilft tatsächlich, dass wir beide ziemlich strukturiert sind.

Verrätst Du uns einen planerischen Trick?

Zum Beispiel das Essen: Am Freitagabend setzen wir uns hin und besprechen die Menüs für eine Woche. Am Samstag kaufen wir alles ein, so müssen wir uns keinen Kopf mehr machen, sondern nur noch kochen – was uns beiden Spass macht.

Von Dir heisst es, Du seist eine Schnelldenkerin, eine Brainie, die ihre Arbeit stets im Griff hat und immer positiv ist, zugänglich selbst unter Druck. Du seist nie zögerlich, sondern mutig, pragmatisch, hättest trotz voller Agenda immer ein offenes Ohr…

Jesses, wenn das gegen aussen diesen Anschein macht, ist das natürlich super (lacht). Grundsätzlich sehe ich sicher eher das Positive als das Negative. Das macht viele Situationen einfacher, weil ich gelassener auf eine Herausforderung reagieren kann. Ich suche nicht das Haar in der Suppe, obwohl wir Juristen darauf trainiert sind.

Ich suche nicht das Haar in der Suppe, obwohl wir Juristen darauf trainiert sind.

Nein, nein, ich bin wohl tatsächlich ziemlich ausgeglichen, das Klischee einer Waage. Und wenn ich’s mal nicht bin, schaffe ich es zumindest, mir nichts anmerken zu lassen.

Warst Du schon immer so? Schon als Teenager?

Ich weiss nicht… Meine Eltern sagen, dass ich früh alles selber regeln wollte – und dass ich eine gewisse Sturheit an den Tag legte. In der Oberstufe war ich ein kleiner Rebell, wir waren eine eher herausfordernde Mädchengruppe… Meine Eltern mussten ein paar Mal bei den Lehrern antraben. Mich retteten jeweils die guten Noten.

Bist Du privat anders als im Geschäft?

Ich denke, ich bin an beiden Orten authentisch. Aber es gibt interessanterweise doch Unterschiede: Im Beruf kann ich sehr gut entscheiden. Privat bin ich unglaublich schlecht darin. Ich kann mega gut sagen, was ich nicht will. Aber wenn ich fünf Optionen habe und drei sind gut, wie soll ich von den dreien die Richtige wählen?

Deine Ausgeglichenheit – zumindest am Arbeitsplatz – ist legendär. Trotzdem muss es doch etwas geben, das Dich triggert. Etwas, das Dich auf die Palme bringt.

(Wie aus der Pistole geschossen) Ja, wenn jemand sagt: «Ich bin halt so!» Wenn er nicht einmal annähernd versucht, sich zu ändern, obwohl er seinen schwierigen Charakterzug sogar erkennt. Das finde ich ganz furchtbar, eine billige Ausrede!

Wie reagierst Du in einem solchen Fall? 

Ich suche das Gespräch. Wenn ich aber merke, dass kein Wille da ist, das Verhalten zu ändern, wende ich mich anderen, positiv eingestellten Personen zu.

Warum bist Du eigentlich Juristin geworden? 

Gab es mal andere Berufswünsche? In der Oberstufe liebäugelte ich mit Floristin oder Confiseurin. Mit den Händen kreativ sein, das faszinierte mich. Ich bin ja eher Praktikerin als Theoretikerin. Trotzdem machte ich die Matur, wusste danach aber nicht, was ich studieren soll. Ich ging zur Berufsberatung, man schlug mir so kuriose Dinge wie Ethnologie vor. Ich fand Psychologie und Wirtschaft noch spannend, konnte aber noch nie gut rechnen – darum entschied ich mich für Jus. (Lacht) Ich dachte auch, dass es da am meisten Möglichkeiten gibt im Berufsleben, heute braucht es ja überall Juristen. Das Berufsziel war also ein bisschen aus der Not geboren. Ich weiss übrigens nicht, ob ich heute nochmals studieren würde.

Warum nicht? Was wäre die Alternative? 

Vielleicht eine KV-Lehre mit Berufsmatur? Unser Bildungssystem ist heute so gut, dass es zig Wege gibt, um ans Ziel zu kommen. Oft sind die interessantesten Arbeitnehmenden ja genau jene, die Umwege machen, um bei sich anzukommen, die sich intensiv mit sich auseinandersetzen müssen und nicht mit Scheuklappen unterwegs sind und einfach durchflutschen. Ich schaue mir die Dossiers von solchen Menschen jedenfalls sehr gern an.

Gibt es etwas, das Dich bei Deinen Entscheidungen leitet? Etwas, das Dir besonders wichtig ist?

Dass wir keine Schublädchen ziehen, sondern uns auch für banale Fälle Zeit nehmen. Es geht ja sehr selten um Leben und Tod und auch nicht um Millionen von Franken, sondern um Sörgeli, die jeden von uns treffen können. Ich finde es ein Privileg, wie einfach wir Menschen glücklich machen können: Wir müssen nur zuhören, empathisch sein, ein Pflästerli bereit halten. Und wenn jemand etwas mehr Hilfe braucht, gibt es auch für solche Menschen gute Lösungen. Haben wir nicht einen tollen Job?

Weitere spannende Artikel

Der perfekte Einstieg in die juristische Karriere

Der perfekte Einstieg in die juristische Karriere

Bei Coop Rechtsschutz können Berufseinsteigerinnen und Berufseinsteigern mit abgeschlossenem Jus-Studium ein Praktikum von sechs bis zwölf Monaten absolvieren. Das Arbeitsumfeld und die vielfältige Tätigkeit sind der perfekte Einstieg in die juristische Karriere. Bereits über 180 Juristinnen und Juristen haben diese Möglichkeit wahrge­nommen.
KI in der Juristerei

KI in der Juristerei

Wie wird sich die Rechtsbranche durch Künstliche Intelligenz (KI) verändern? Dieser Frage stellt sich auch die Coop Rechtsschutz und setzt verstärkt auf das Thema KI; und geht eine Partnerschaft mit dem ETH AI Center ein. Damit soll der wissenschaftliche Austausch zwischen KI-Forschenden und der Rechtsbranche gestärkt werden.
webcontact-blog.cooprecht@itds.ch